Das war sie also, die erste hybride Informationsveranstaltung der Stadt Reinbek. Eins kann man konstatieren: Die Stadt hat sich wirklich Mühe gegeben die hybride Veranstaltung gut zu organisieren und professionell durchzuführen. Und das Interesse der Schönningstedter war groß – über 160 Teilnehmer (ca. 136 Online und ca. 25 im Saal) – Rekord für Reinbek. Die Verwaltung schien überrascht von dem hohen Interesse – dies lag aber vor allem an den Befürchtungen zur bevorstehenden Gewerbegebietserweiterung in Schönningstedt – und das leider völlig zu Recht.
Das wichtigste vorweg:
Bauausschuss bereits am Dienstag, 2.11.21 19:30 Uhr im Sachsenwaldforum
zum Aufstellungsbeschluss Gewerbegebietserweiterung für die Verlagerung der AWSH
über die komplette Breite der zwei Feldstreifen von Michaelis bis zur Sachsenwaldstraße!
ja – ihr lest richtig: Fast die gesamte Fläche, die bisher als Gewerbegebietserweiterung im Gespräch ist, soll jetzt per Aufstellungsbeschluß als Gewerbegebiet für den Recyclinghof umgewandelt werden, weil die zwei Alternativstandorte in diesem Gebiet liegen (entweder an der Straße unten – dann muss eine lange Erschließungsstraße durch den Acker laufen – da bietet sich doch gleich mehr Gewerbe an! Oder direkt an der Stichstraße von Michaelis – aber das ist den Beteiligten bestimmt zu einfach, denn dann kann man ja nicht mehr Gewerbe dort ansiedeln). Also ratet mal was da kommen wird
und
Start der Bürgerbeteiligung zur Entwicklung von Schönningstedt erst Anfang 2022!
Die Informationsveranstaltung wurde von Herrn Vogt, Frau Wodrich, Frau Voss und Herrn Meyhofer (alle Verwaltung Stadt Reinbek) gut vorbereitet und professionell durchgeführt. Bürgermeister Warmer hat die Einführung und den Abschluss übernommen.
Herr Vogt hat zu Beginn dargestellt, dass es zwei zentrale Punkte der Stadtteilplanung Schönningstedt gibt, zu denen die Bürger nicht gefragt oder beteiligt werden: Die Verlagerung der AWSH und der Standort der Feuerwehr Schönningstedt. Es verbleibt damit nur der Punkt der Verkehrsumgehung Königstraße und die „ortsversträgliche“ Gewerbegebietserweiterung, bei der die Bürger „beteiligt“ werden sollen – angeblich ergebnisoffen. Zwischen den Zeilen konnte man aber natürlich verstehen, dass die Politik und Verwaltung nicht vor hat die Entscheidung den Bürgern zu überlassen – ein Bürgerentscheid wurde ja bereits verworfen.
In der Veranstaltung fanden keine Diskussionen statt. Statt dessen wurden über die Chatfunktion und auf Papier Fragen gesammelt (leider nicht für alle sichtbar), dann durch Herrn Meyhofer und Frau Voss sortiert und auszugsweise vorgetragen. Anhand der Fragen wurde deutlich, dass vielfach das „Warum überhaupt Gewerbegebietserweiterungen“ hinterfragt wurde. Genauso gab es Fragen zum angedachten Standort der AWSH, der Verkehrsberuhigung, dem Flächenfraß, dem Wasserschutzgebiet, dem Zeitrahmen usw. Die Antworten von Herrn Vogt waren professionell aber sehr häufig unkonkret. So wurde zwar häufig darauf verwiesen, dass man die diversen Punkte ja mit den Bürgern zusammen erarbeiten will und es auch der Meinungsbildung und Ideensammlung dienen soll und noch sehr viel mehr Themen, die den Bürgern wichtig sind, mit aufgenommen werden könnten, aber die eigentliche Frage nach dem Anlass, dem warum und warum nur die Fläche um Schönningstedt wurde nur ausweichend beantwortet. Das ständig gleiche Argument, dass Reinbek knapp bei Kasse ist (trotz aktuell sprudelnder Einnahmen) und die Erweiterung im Haidland ja so schön einfach wäre (schneller als das neue Gewerbegebiet Witzhave-Büchsenschinken, das an der A24 angedacht ist), wird immer wieder kommen. Angeblich gibt es noch nicht einmal konkretes Interesse von Gewerbetreibenden. Da fragt man sich doch tatsächlich, ob Politik und Verwaltung glaubt, dass irgendjemand in Schönningstedt die Erweiterung des Gewerbegebiets möchte? Wenn man 1+1 zusammen zählt kommt ganz schnell zu dem Schluss, dass die eigentliche „Beteiligung“ sich darauf bezieht Fragen stellen zu können, Ideen zur „Ausgestaltung“ einzubringen – vielleicht zu Freifläche zwischen Gewerbe und Wohnbebauung – die Entscheidung überläßt man den Bürgern aber leider nicht. Und die armen Neuschönningstedter, die den Verkehr ständig vor dem Haus haben und keine „Umgehungsstraße“ in Aussicht haben, werden sich bedanken, wenn dank einer Umgehung der Königstraße immer mehr LKW von der A24 Richtung Senefelder Ring fahren.
Falls ihr nicht dabei wart, könnt ihr auch jetzt noch eure Fragen an die Verwaltung formulieren. Stellt eure Fragen per e-mail zu stellen an: Stadtentwicklung @ reinbek.de
Alle Fragen sollen gesammelt und für die nächste Veranstaltung Anfang 2022 aufbereitet werden. Vermutlich werden dann zu den Themen Gewerbe, Verkehr, Freiflächen usw. „Gesprächsrunden“ thematisch aufgeteilt. Das weitere Format oder ein weiterer Zeitplan steht noch nicht fest und soll sich anhand der Themen dann erst aufbauen.
Tatsächlich ist es nach dieser Veranstaltung offensichtlich, dass Reinbek aktuell kein Interesse hat den Stadtcheck fortzuführen, sondern dass es NUR um die Gewerbegebietserweiterung rund um Schönningstedt geht. Denn wozu sonst ist so ein Aufriß nötig, wenn der Standort Feuerwehr und AWSH sowieso nicht zur Diskussion steht, sondern nur Gewerbeerweiterung und Verkehrsberuhigung (was für ein Widerspruch!)